Nachdem sich die Oboe im Barock und der frühen Klassik großer Beliebtheit erfreut hatte, büßte sie im Laufe des 19. Jahrhunderts viel von ihrer einstigen Bedeutung ein. Der romantische Bürger gab der noch recht jungen, mittlerweile weit entwickelten Klarinette mit ihrem faszinierenden Legato, ihren expressiven Registern und ihrer angenehmeren Technik den Vorzug vor dem späten Nachfahren der Schalmei, die vielfach zur bloßen Orchester- oder Ensemblefarbe herabsank, von einigen »wahren« Romantikern aber auch als solistisches Element nie ganz vergessen wurde.

Neben zahlreichen Komponisten der zweiten Reihe  ist hier vor allem der Name Robert Schumann zu nennen. »Quasi Oboe« will er schon in seiner fis-moll-Klaviersonate op. 11 eine Stelle gespielt wissen, und als ihm schließlich das »Klavier zu enge« wurde, weil er »oft noch eine Menge Sachen« hörte, die er auf den Tasten allein kaum noch andeuten konnte, da kam auch das eloquente Doppelrohrblattinstrument wieder zu Ehren – beispielsweise im Kopfsatz des Klavierkonzertes und natürlich in den Drei Romanzen op. 94 aus der Reihe der Duokompositionen, mit denen der Komponist die »Enge« seines Klaviers zu überwinden trachtete.

Das Opus 94 bildet denn auch den Auftakt des vorliegenden Programms, das man durchaus als »Szenen einer Künstlerehe« bezeichnen könnte, denn auch die Gemahlin Clara, geb. Wieck, ist mit ihren drei schönen Romanzen op. 22 vertreten, die sie für Joseph Joachim, den Freund der Familie, geschrieben und diesem gewidmet hatte, die sich aber auch genauso auf andere Melodieinstrumente übertragen lassen wie die hier kombinierten Werke ihres Ehemannes, der seinem Verleger stets eine gewisse Freiheit bei der Bewerbung der Novitäten einräumte. Die Drei Fantasiestücke op. 73 nicht auf der Klarinette, sondern auf der Oboe d’amore, Adagio und Allegro op. 70 nicht auf dem Horn, sondern auf der Oboe – das sind nicht nur mögliche Alternativen, sondern ganz entschiedene Repertoirebereicherungen wie auch die kleine Liedauswahl, die Hansjörg Schellenberger im »singenden Ton« seines Instruments vorträgt.

Tracklisting

Robert Schumann (1810-1856)
Romanzen op. 94 Nr. 1-3 (für Oboe und Klavier)
01 Nicht schnell
02 Einfach – innig
03 Nicht schnell

4 Lieder (Bearbeitung für Klavier und Oboe)
04 Du bist wie eine Blume
05 Intermezzo
06 Waldgespräch
07 Mondnacht

Clara Schumann (1819-1896)
3 Romanzen für Klavier und Oboe op. 22
08 Andante molto
09 Allegretto – Mit zartem Vortrag
10 Leidenschaftlich schnell

Robert Schumann
Romanzen op. 28 Nr. 1-3 (Für Klavier)
11 Sehr markiert
12 Einfach
13 Sehr markiert

3 Fantasiestücke für Klavier und Oboe d’amore op. 73
14 Zart und mit Ausdruck
15 Lebhaft leicht
16 Rasch und mit Feuer

Adagio und Allegro für Klavier und Oboe op. 70
17 Adagio
18 Allegro

Zwei Stücke (Bearbeitung für Klavier und Oboe)
19 Abendlied
20 Trauer

TT 70:46

Künstler

Hansjörg Schellenberger, Oboe
Rolf Koenen, Klavier

Pressestimmen

☞ »Schellenbergers Interpretationskunst läßt sich leicht an den Schumann-Aufnahmen beschreiben, die von einer bestechenden Musikalität getragen werden: nuanciert und abwechslungsreich in der Tonfärbung, atmend in der Phrasierung, subtil in der Artikulation. Der Oboenton scheint sich gleichsam sprechend zu verlebendigen. Erstaunlich auch, wie Rolf Koenen seinen Klavierbegleitung der musikalischen Ausdrucksentwicklung anschmiegt oder sie zwanglos initiiert und bestimmt.« Fono Forum, 10/1999

☞ »Der Oboist Hansjörg Schellenberger und der Pianist Rolf Koenen haben der Romanze ihren ursprünglichen Sinn wiedergegeben und fassen sie als »Liebeserklärung« auf.« aktivissimo, 11-12/1999

☞ »Das sind über siebzig Minuten romantischer Hörgenuß, nie verzärtelt, doch stets gefühlvoll!« ‘rohrblatt, Heft 1 2001