Lost & Found heißt: Durch Zufälle, glückliche Fügungen und beharrliches Suchen auf Musik zu stoßen, die vor langer Zeit entstanden und wohl aufgeführt worden ist, dann aber völlig in Vergessenheit geriet. Von besonderem Interesse war und ist für den Oboisten das 19. Jahrhundert, denn »sein« Instrument, das noch zum Mozarts Zeiten eine wesentliche Rolle gespielt hatte, war im öffentlichen Bewußtsein und auch für viele Komponisten zu einer reinen Orchesterfarbe herabgesunken – unverzichtbar zwar, aber über längere Strecken solistisch nur selten gewünscht. Es gab freilich Ausnahmen …

… die sich zu vorzüglichen Programmen zusammenstellen lassen: Da ist zunächst das Divertissement op. 58 des einstmals recht bekannt gewesenen Böhmen Jan Wenzislaus Kalliwoda (1801-1866), dann das wundervolle Concertino op. 18 des Liszt-Freundes August Klughardt (1847-1902), dann das F-dur-Konzert des Haydn- und Mozart-Zeitgenossen Joseph Reicha (1746-1795), der als Leiter der kurfürstlichen Bonner Hofmusik keinen Geringeren als Ludwig van Beethoven an der Bratsche hatte – und endlich das Concertino von Ignaz Lachner (1807-1895), dem mittleren der drei Lachner-Brüder, die im 19. Jahrhundert als Komponisten, Dirigenten und Lehrer großes Ansehen genossen. Mögen sie auch durchweg mit ihrem gesamten Schaffen gegenüber den großen Kollegen ins Hintertreffen geraten sein, so gibt es doch auch unter ihren Schöpfungen manches, das des Aufhebens wert ist, wie dieses Album in fünf Viertelstunden eindrucksvoll beweist.

Tracklisting

August Friedrich Martin Klughardt (1847 – 1902)
Concertino für Oboe und Orchester op.18
01 Ziemlich lebhaft
02 Ruhig und sehr ausdrucksvoll
03 Lebhaft

Joseph Reicha (1746 – 1795)
Konzert in B-Dur für Oboe und Orchester
04 Allegro
05 Adagio
06 Rondo: Allegro

Johann Wenzel Kalliwoda (1801 – 1866)
Divertissement op.58 für Oboe und Orchester
07 Introduzione (Allegretto)
08 Allegro Andante
09 Adagio
10 Vivace – Presto

Joseph Reicha (1746 – 1795)
Konzert in F-Dur für Oboe und Orchester
11 Allegro
12 Adagio
13 Rondeau: Allegretto

Ignaz Lachner (1807 – 1895)
Concertino für Oboe und Orchester
14 Allegro moderato
15 Andantino
16 Rondo: Allegretto quasi Andantino

TT 75:41

Künstler

Hansjörg Schellenberger, Oboe & Leitung
Orchestra della Svizzera Italiana

Pressestimmen

☞ »Melomanen werden entzückt sein von der Fülle des Wohllauts in den höchst eingängigen Concerti dieser zu Unrecht vergessenen Komponisten. Deren Musik wird von Schellenberger erstmals eingespielt und hoch virtuos gemeistert.« Financial Times Deutschland, 24. April 2008

»Hansjörg Schellenberger, ehemaliger erster Oboist der Berliner Philharmoniker spielt meisterhaft, und unter seiner Leitung musizieren die Musiker des Orchesters stimmungsvoll und mit voller Überzeugung.« pizzicato, 9/2008

»Diese Musik fließt butterweich aus der Oboe, glitzert goldgelb wie Honig – aber sie klebt nicht! Hansjörg Schellenberger kümmert sich mit dieser CD ausschließlich um vergessene, wenig eingespielte oder zeitweilig verschollene Kompositionen, die zwischen großem Salon und gepflegtem kleinen Saal changieren und vor allem eines sind: einfach tolle Musik.« das Orchester, 3/2009