Am 6. April 2012 versammelten sich in der katholischen Kirche von Aschau im Chiemgau der Oboist Hansjörg Schellenberger, der Geiger Daniel Giglberger, der Bratscher Hariolf Schlichtig und der Cellist Wen-Sinn Yang, um ihrem Publikum zur Feier des Karfreitags zwei kammermusikalische Juwelen zu bescheren.

Zunächst erklang als kleine, unendlich feine Ouvertüre das Quartett für Oboe und Streichtrio F-dur KV 370 von Wolfgang Amadeus Mozart, bevor die vier Musiker mit Joseph Haydns »Sieben Worten unserer Erlösers am Kreuze« eine der ungewöhnlichsten Passionsmusiken der gesamten Literatur zur Aufführung brachten.

Dabei wird der eine oder andere unter den Zuhörern bemerkt haben, daß das Werk bereits nach drei und nicht erst, wie so oft geschehen, nach fünf (nicht selten viel zu langen) Viertelstunden mit dem kurzen Aufschrei des Erdbebens endete: Wer, wie Hansjörg Schellenberger in seinem Einführungstext erläutert, zwischen Dreivierteltakten und Alla breve wirklich zu unterscheiden weiß, kommt zu dem beglückenden Resultat, daß die als Adagio bezeichneten Sätze ein völlig anderes Tempo verlangen als ihre mäßig bewegte Umgebung und die »Sieben Worte« einen weit tieferen Eindruck hinterlassen, wenn sie nicht als undifferenzierte »Dauermeditation« mißverstanden werden.

Daß Hansjörg Schellenberger den ausdrucksvollen Part der ersten Violine zudem auf der Oboe vorträgt, verleiht diesem nuancenreichen Live-Mitschnitt vollends den Reiz des ganz Besonderen.

 

Tracklisting

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Oboenquartett KV 370

1 Allegro
2 Adagio
3 Rondeau. Allegro

Joseph Haydn (1732-1809)
Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze

4 Introduction
5 I) Pater, pater dimitte illis, quia nesciunt, quid faciunt
6 II) Hodie mecum eris in Paradiso
7 III) Mulier ecce filius tuus
8 IV) Deus meus, utquid dereliquisti me?
9 V) Sitio
10 VI) Consumatum est
11 VII) In manus tuas Domine, commendo spiritum meum

TT: 58:37

Künstler

Hansjörg Schellenberger, Oboe
Daniel Giglberger, Violine
Hariolf Schlichtig, Bratsche
Wen-Sinn Yang, Violoncello

Pressestimmen

»Hansjörg Schellenberger entfacht mit goldenem Ton diese Atmosphäre gekonnt, ehrlich, ohne jegliche Manieriertheit und oberflächliche Professionalität. Die Tempi sind bestens gewählt, die Oboe leuchtet in hellen Farben …« das Orchester, 10/2014

☞ »… weise Meditationen, die dank des Holzblasinstruments noch eine Spur plausibler und eigenständiger wirken. … und welche Freude allen das Spiel gemacht hat, hört man deutlich heraus.« KulturSPIEGEL, 1.04.2015